Ein Tweet erweckt meine Aufmerksamkeit - und den Twitter-Trend #Pimmelgate. Ein SPD-Politiker fühlt sich beleidigt durch den Tweet "Du bist 1 Pimmel" und weil er mit dem NetzDG nicht weiterkommt, erstattet er Strafanzeige und zur Sicherung der Beweismittel (ist ja nicht so, als ob der Tweet online wäre) kommt es zu einer Hausdurchsuchung beim Autor des Tweets.
Man kann dazu ja stehen wie man möchte, solange man nicht das Wesentliche übersieht...
Es ist 8:42, der Tweet an denselben SPD-Politiker "Du bist 2 Pimmel" ist vor 2 Tagen versendet worden. Faustschläge trommeln an die Türe. Kurz erschrocken zieht sich ein Grinsen über die Gesichter der Gruppe, die gerade in der Wohnung ist. Gerade erst hatten sie einen zweiten Hinweis entdeckt, indem sie einer Spur auf einem halb-verbrannten Zettel im Papierkorb gefolgt sind und eine geheime Braille-Botschaft im Wandkalender ertastet haben. John öffnet die Tür und ihm wird ein Hausdurchsuchungsbefehl vorgehalten. Er nimmt ihn an sich und begutachtet ihn. "Der sieht aber verdammt echt aus und auch noch so schweres Papier" komplimentiert er und reißt ihn in der Mitte durch in der Hoffnung im Innern zwischen den Papierlagen einen weiteren Hinweis zu finden. Abrupt wird er zu Boden gedrückt: Keiner bewegt sich hatten die "Beamten" noch gerufen, als sie mit vorgehaltener Waffe den Raum stürmen. Larissa flüstert Jennifer zu: "Boah das ist voll realistisch, schwör ... hoffentlich haben die richtige Metall-Handschellen und nicht die billigen ausn Sex-Shop", und kichert.
Um circa 13 Uhr verlässt die Polizei die Wohnung wieder und entlässt die Gruppe in die Freiheit. Draußen warte ich und reiche ihnen eine Rechnung:
* 2 Stunden Escape-Room für 3 Personen: 250€
* 3 Stunden überzogen und Aufräumgebühren für Polizeieinsatz: 5000€
Man kann dazu ja stehen wie man möchte, solange man nicht das Wesentliche übersieht ... die Monetarisierung von Trends
Ein riesiges (objektive Meinung) schwarz-gelbes Insekt fliegt ins Badezimmer und kriecht unter die Lampenschale und kam nie wieder heraus. Ich glaub hier wird eine Wohnung frei. Ich kann die aber nicht empfehlen.
19:40 Uhr das Streichholz reibt über die Seite der Packung. Erotisch züngeln die Flammen zu allen Seiten. "Sind wir hier bei Tinder oder was?", frage ich das Streichholz, "Benimm dich mal, ich muss hier mit chirurgischer Präzision arbeiten." Ich habe jetzt exakt 11,72 Sekunden Zeit. Zitternd legt meine linke Hand die Streichholzpackung beiseite. Ich greife nach dem Rohr und rufe: "JETZT!"
Der Öltanker vor dem Haus beginnt zu pumpen. Ich klemme das Rohr im Fenster ein und greife das zweite. Die Pumpe des Dieseltankers springt genau im richtigen Moment an. Ich zähle laut für mich die Zeit des Streichholzes herunter. 8 ... 7 ... 6 ... 5 ... 4 ... 3 ... 2 ... Das Insekt krabbelt aus der Lampe und fliegt aus dem Fenster. Völlig perplex schaue ich ihm hinter....AU!!!! Das Streichholz fällt in den zur Hälfte mit Treibstoff gefüllten Raum. Alles wird schwarz.
"Das wird eine hohe CO2-Abschlagszahlung", denke ich, als das Insekt zurückkommt und sich auf die Aschereste des Hauses niederlässt. "Scheiße", denke ich, "Es war zwei Drittel, ein Drittel....."
In den Nachrichten lese ich über die katastrophalen Bedingungen der hiesigen Schlachtindustrie. Es wird berichtet von Haltung auf kleinstem Raum und ausnahmsweise ist mal nicht das Produkt gemeint, sondern die Arbeitskräfte.
Auf einem Fließband fahren zusammengepferchte Schweine an zusammengepferchten Arbeitskräften vorbei.
Ein Schwein stupst das andere mit der Nase in die Seite: "Schau mal, die armen Schweine müssen in 20 Minuten immer noch so leben!"
Ein Junge in der Bahn (8-10) fragt: „Wieso kann man nicht auf dem Dach sitzen?“
Die Mutter daraufhin: "Weil das nicht geht. Was willst du überhaupt da? Ist doch kalt draußen."
Ein Junge in der Bahn (8-10) fragt: „Wieso kann man nicht auf dem Dach sitzen?“
Mir fallen tausend Gründe ein doch darum geht es nicht. Also sage ich: „das ist eine sehr gute Frage. Stell dir kurz vor, du sitzt auf dem Dach, und beschreib mal deine Fahrt.“
Was folgt ist eine abenteuerliche Beschreibung der Reise auf dem Dach. Funkenschlag, während er sich in einer scharfen Kurve gerade so halten kann und sein Rucksack an der Tunnelwand kratzt. Der Wind im Gesicht. Die tolle Aussicht.
"Und", frage ich, "was hast du von diesem Gedankenspiel gelernt?" Der Junge antwortet: "Dass die Gesellschaft möglichst früh versucht meine Begeisterungsfähigkeit zu unterdrücken und mich als Arbeiterdrohne heranzuziehen."
"Exakt!", sage ich mit einem breiten Grinsen und einer Träne im Auge. "Du hast es verstanden."
Es ist 6:45 mein Wecker versucht mich mit Vogelgezwitscher aus meinen Träumen zu holen. Ich drehe mich verschlafen hin und denke: "Nicht schon wieder." Dann drücke ich die Snooze taste, drehe mich wieder um und schlafe weiter. 7 Minuten später beginnt das Ganze von vorne.
Schon vor Jahren habe ich mich dafür eingesetzt, dass der Begriff "Snooze" in deutschen Übersetzungen einfach mit "Schnauze!" belegt wird. Schaut auf euren Wecker ob ich Erfolg hatte...
Das Leben ist ruhig im Westflügel meines Anwesens. Ich träume gerade davon wie es ist arm zu sein und meine Currywurst nur mit BLATTgold überzogen IM STEHEN essen zu müssen. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, da dringt plötzlich Vogelgezwitscher an mein Ohr. Ich drehe mich verschlafen um. Vor meinem Bett steht James*, mein Butler, und lächelt mich an. Widerlich, diese gute Laune .... Ich raffe meine gesamte Aufmerksamkeit zusammen und sage: "Snooze!" James geht postwendend zum Fenster wirft den Vogelkäfig in hohem Bogen heraus. Die frische Morgenluft umspielt das Gefieder meiner Weckvögel und sie breiten majestätisch ihre Flügel aus um wenige Augenblicke später davon ... gar nichts zu haben und stattdessen samt Käfig am Boden zu zerschellen.
7 Minuten später. James steht mit einem neuen Käfig am Bett, ich rufe: "Snooze!", die Vögel lernen Fliegen. Das Ganze wiederholt sich einige Male. Irgendwann frage ich James verzweifelt: "Wie viele noch?" Mit einem süffisanten Grinsen antwortet er: "Bei der aktuellen Rate, bis Sie 149 Jahre alt sind, Sir." Resignierend gestehe ich mir ein, dass ich diesen Kampf nicht gewinnen kann und stehe auf. Früher war alles besser. Früher war mein Klingelton: "Guten Morgen, Sir, wie haben Sie geschlafen?"
"SNOOZE!"
*eigentlich heißt er Stefan, aber im Arbeitsvertrag steht, dass er auf "James" hören muss.
Ich laufe an einem Hauseingang vorbei. Ein Schild prangt über den Klingeln: "Betteln und Hausieren verboten!"
Ich klingele im Erdgeschoss. Ein älterer Herr öffnet mir die Türe.
"Hallo, mein Name ist Plant, ich würde gerne bei Ihnen Betteln und/oder Hausieren."
Er schaut mich verwirrt an, zeigt mit seinem Stock auf das Schild und mault:
"DAS IST HIER VERBOTEN."
"Oh", sage ich, "das wusste ich nicht, Sie müssen wissen, ich bin Ordnungsanalphabet. Ich bin nicht in der Lage Verbotsschilder zu lesen."
"Aha, na gut, dafür können Sie ja nichts, aber jetzt habe ich es Ihnen gesagt, also verschwinden Sie!"
"Ganz so leicht ist das noch nicht. Wir haben ja freie Berufswahl und ich habe den Beruf Bettler und Hausierer gewählt."
"Oh, äh, ja gut, und was möchten Sie jetzt."
"Och nichts, ich wollte nur wissen, wie ernst das Schild gemeint ist. Schönen Tag noch."
Ich steige in die Bahn. Hinter mir steigt eine Familie mit sehr kleinen (aber durchaus lauffähigen) Kindern ein. Das eine Kind möchte unbedingt den Fahrschein abstempeln.
Ich wundere mich kurz, dass Kinder überhaupt noch das Konzept Papierticket kennen, erinnere mich dann aber just wieder, dass ich in Deutschland bin.
Das kleine Kind hat sich die Hand gestempelt. Ich greife schnell mein Telefon und rufe die Zentrale der Rheinbahn AG an. "Ich habe eine gute Idee für eine Image-Kampagne. Fahrgäste deren Finger schmal genug sind im Automaten gestempelt zu werden, fahren gratis!" Alle bejubeln die neue "hand flach und breit, fahr befreit"-Kampagne.
2 Wochen später macht die erste Klinik auf, die Handverflachungen für 15.000 € anbietet. Hach ja, Düsseldorf, wir lieben dich.
Ich bin mit Mitbewohner auf dem Weg in eine Kunstaustellung. An einem Sonntag. Und auch sonst sind wir echt Spießer geworden. Wir setzen uns auf eine Bank vor dem Museum und warten noch auf andere Mitspießer. Neben der Bank liegt ein Vogel. "Der ist tot", meint mein Mitbewohner. Ich schaue rüber und stelle fest: "Nein, der lebt ... wieder". Ein älteres Ehepaar läuft auf unsere Bank zu.
Als sie sich neben uns (ohne zu Fragen wohlgemerkt) niederlassen, lehne ich mich über meinen Mitbewohner zu ihnen rüber, sage: "Schau mal, Mitbewohner, die sind dem Tod näher als wir." und lehne mich wieder zurück.
Ich gehe am Bahnsteig der Straßenbahnhaltestelle entlang. Um die Ecke schießt eine Straßenbahn mit der Aufschrift Fahrschule.
Die Straßenbahn bremst herunter und wird neben dem Bahnsteig immer langsamer. Als sie fast zum Stillstand gekommen ist, kippt sie um und begräbt 17 wartende Fahrgäste unter sich. Explosionen beleuchten das Schauspiel.
Wenige Minuten später kommt eine Notärztin zum Unfallort. Sie schaut sich den Fahrer an.
"Ist er ...", fragt ein Passant.
"Ja", antwortet sie, "er ist durchgefallen."
Es ist Silvester. Und man soll ja nicht mit Traditionen brechen. Also gibt es Raclette. Wir stellen den Raclette-Grill auf den Tisch, bereiten Käse vor und backen vorsichtshalber zwei Baguettes auf. Mitbewohner fragt mich: "Meinst du das reicht für uns zwei?", und schaltet den Grill ein.
Zwei Stunden später.
Die Balkontür wird aus den Angeln gesprengt und ein steter, glühender Fluss heißer Käse ergießt sich über unsere Straße. Panisch rennen Leute mit wedelnden Armen hin und her und suchen Zuflucht.
Zwei Tage später.
Die Käsefront hat Hawaii erreicht und die Bewohner sind größtenteils entspannt. Sie halten ihre Stöcke mit einer lokalen Stockbrotvariante über die zähflüssige Zerstörung und tunken kurz vor dem Verzehr einmal ein. Vorbereitet zu sein zahlt sich eben aus.
Der Mond zieht die immernoch flüssigen Teile der Käsekruste an und sorgt so für einen Gezeitenkäse.
Zurück in unserer Wohnung sieht man uns nach wie vor, die entstehenden Käseflüsse in unsere Richtung genauso schnell wegessen, wie sie entstehen. Ich schaue Mitbewohner kurz an, nicke und sage: "Ich glaube, es reicht." Dann schließt sich das käsige Grab über uns.